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		 In Deutschland wurden ab der Mitte des 19. 
		Jahrhunderts die meisten Güter auf der Schiene befördert. Die einzige 
		Konkurrenz waren Schiffe, aber das Netz der Wasserstraßen sehr 
		grobmaschig. Was keinen ganzen Güterwagen füllte, wurde von der 
		Reichsbahn als „Stückgut“ mit anderen Waren zusammen geladen oder als 
		„Gepäck und Expressgut“ in Personenzügen befördert. Die Reichspost bot 
		zwar bis etwa 30 kg Briefe und Pakete als Konkurrenz an – aber auch die 
		erreichten ihr Ziel in speziellen Bahnpostwagen auf der Schiene. 
		Bis 1930 entstanden in Deutschland 65 riesige, 
		400 Meter lange Stückgut-Umladehallen. In diesen ent- und beluden viele 
		Arbeiter mit wenigen einfachen Hilfsmitteln (wie z.B. Sackkarren) die 
		Güterwagen. Der Umschlag war daher zeitaufwändig und anfällig für 
		Fehlverladungen, Diebstahl und Beschädigungen. Der Transport dauerte oft 
		mehrere Tage, weil die Maschinen, Kisten oder Gebinde an mehreren 
		Bahnhöfen umgeladen wurden. 
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		Abbildung aus einem Kundenbrief der 
		Deutschen Bundesbahn von 1967. | 
		
		 Auch nach dem Zweiten Weltkrieg automatisierte 
		die Deutsche Bundesbahn nur wenig. Die immer mehr werdenden 
		Speditionen nutzten hingegen den stetigen Fortschritt beim LKW-Bau. 
		Motorisierte Ladehilfen und elektronische Geräte im Fahrerhaus 
		erleichterten die Überwachung der Ladung und die Kommunikation mit der 
		Firmenzentrale.  
		 
		Die Bundesbahn reagierte darauf mit Einschrän-kungen und der 
		Konzentration auf die Transporte zwischen den großen Städten.  
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		 Ab 1970 verringerte sie die Zahl der 
		Stückgutbahnhöfe und –umladestellen und arbeitete  bei der 
		Ver-teilung in der Fläche mit örtlichen Speditionen zusammen. Dem 
		starken Konkurrenzdruck des internatio-nalen LKW-Verkehrs war sie aber 
		immer weniger gewachsen und beendete 1998 bundesweit den Trans-port 
		aller „Kleingüter“ auf der Schiene. Eine mengenmäßig sehr kleine 
		Ausnahme ist das „IC-Kuriergut“. 
		Der Rückzug von der Beförderung fast aller 
		Güter, die nicht mindestens einen Güterwagen füllen, schränkt die 
		Marktchancen der Bahn stark ein: Im Jahr 2001 wurden 
		bundesweit knapp 250 Millionen LKW-Fahrten durchgeführt, davon 
		enthielten 66 Millionen Fahrten (26%) eine Ladung unter 10 Tonnen. Auf 
		der Schiene wurde davon nur noch ein kleiner Bruchteil als 
		Sammeltransport der Deutschen Post und anderer Speditionen befördert.
		 
		Die Tatsache, dass ein 20-Fuß-Container etwas 
		kleiner als ein 2-achsiger Güterwagen ist, öffnet das Bahn-angebot schon 
		ein Stück weit für kleinere Frachten: das Gewicht oder Volumen, ab dem 
		die Bahn als Alternative zum LKW in Betracht kommt, sinkt um etwa 20 %. 
		Statt zurzeit 5 Tonnen für Wagenladungen kann es sich für einen 
		20-Fuß-Container schon ab 3 oder 4 Tonnen lohnen, die Fracht per Bahn zu 
		versenden. 
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		 Zudem besteht die 
		Möglichkeit, das Bahnangebot „nach unten“ mit „Kleincontainern“ 
		abzurunden. Recht einfach wäre das durch die Erweiterung der 
		Containerstaffelungen (bislang mit Längen von 40, 30 und 20 Fuß) um 
		einen „10-Füßer“. Container in diesem etwa 3 Meter langen Format gibt es 
		bereits, bislang werden sie aber nur selten (z.B. von Möbelspeditionen) 
		eingesetzt. Auf der Schiene ist dem Autor nur eine Anwendung bekannt, 
		nämlich der “Touareg-Express“: Dieser Güterzug befördert in 
		10-Fuß-Containern auf Tragwagen der Gattung „Laas“ Karosserieteile für 
		den Volkswagen-Geländewagen „Touareg“ aus Österreich in die Slowakei.
		 
		Dank der bewährten 
		„Quick-Tie“-Beschläge kann man zwei 
		10-Fuß-Container fest miteinander verbin-den und wie einen „20-Füßer“ 
		umladen und stapeln. 
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		Das Bild vom Würzburger Hauptbahnhof lässt 
		erahnen, wie personalaufwändig der Stückgutverkehr bei der Bun-desbahn 
		in den 1970er Jahren noch war. (© A.
		Wagner) | 
	
	
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		 Es geht also keine Zeit verloren und die 
		Leistungsfähigkeit der Terminals wird nicht beeinträchtigt. Mit den 
		Linienzügen der Bahn als Katalysator ist es durchaus denkbar, dass sich 
		der 10-Fuß-Container als weiterer Standard etabliert. Das könnte 
		wiederum zur Renaissance des „klassischen Stückgut verkehrs“ auf der 
		Schiene beitragen, da die Mindestfracht zur „Abfertigung“ eines 
		Containers sinkt. Die etwa 50 CEC-Bahnhöfe in Deutschland, zwischen 
		denen es stündlich schnelle Containerverbindungen geben soll, sind für 
		eine erste Stückgut-Ausbaustufe prädestiniert: Auch mit den 
		unvermeidlichen Zeitverlusten für das Umladen auf den LKW, mit dem die 
		Fracht Versender und Empfänger auf der Straße erreicht, können im 
		CEC‑Netz mit der Straße konkurrenzfähige Transportzeiten erreicht 
		werden. Auf lange Sicht ist natürlich eine größere Anzahl 
		schienenbedienter Stückgutbahnhöfe wünschenswert, um die Vor- und 
		Nachlaufstrecken auf der Straße zu reduzieren. 
		Zum Gepäck- und Expressgutverkehr werden im 
		Rahmen dieses Konzepts keine Aussagen getroffen. Es sei nur erwähnt, 
		dass die Zahl der Anbieter in diesem Gewichtssegment nach der Freigabe 
		des Postmonopols stark angestiegen ist. Das hat insbesondere in den 
		Großstädten zu einer sprunghaften Zunahme des Zustellverkehrs geführt. 
		Einige Städte versuchen inzwischen mühsam gegenzusteuern, indem sie die 
		verschiedenen Lieferungen koordinieren und gemeinsam zustellen lassen. 
		Es stellt sich die Frage, ob die dabei investierten Steuermittel nicht 
		besser investiert gewesen wären, wenn man sich früher über nachhaltige 
		Konzepte Gedanken gemacht hätte. 
		Immerhin kann es künftig 
		in den „Logistik-Zentren“ an den Rändern der Großstädte passieren, dass 
		viele kleine Kurier-Transporter ihre Fracht abliefern. Dort wird sie 
		sortiert, neu verteilt und dann in mehreren großen LKWs auf der Autobahn 
		in die Nachbarstädte gekarrt. Das wäre doch eigentlich ein klassischer 
		„Bahn-Sammelverkehr“ für einen CEC- oder CIR-Bahnhof
		!  
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